An dem Tag kaufte ich eine neue Tinte für meine Füllfeder. Ich hatte nämlich vor einen Abschiedsbrief an Hildegard zu hinterlassen. Ich schrieb darauf, dass es mir her zu kalt sei und dass ich nach Südamerika gehen würde. Ich fühlte mich sehr schlecht bei der Sache und vorallem schuldig. Denn ich gab ihr ja das Versprechen, auf sie aufzupassen, bis, dass der Tod uns scheidet. Ich konnte nur zusehen wie die Tinte eintrocknete, bis ich dann den Zettel mit meinem Namen besiegelte.
Ich weiss nicht mehr wie lange ich da herum sass und Löcher in die Wand starrte. Irgendwann las ich die Kinonserate durch. Vielleicht hätte ich alles noch einmal durchdenken können. Doch die Kinos zeigten zu dieser Zeit meistens nur einen bis zwei Filme am Tag. Und es war schon sieben Uhr und die letzte Vorstellung hatte schon begonnen.
Ich hatte schon vor Augen, wie Hildegard auftretten würde wenn sie den Brief lesen würde, um etwa halb zehn, nach ihren Chorproben. Ihre übliche Bewegung, wenn sie beunruhigt ist, ist dass sie sich immer die Haare aus dem Gesicht streicht und mit beiden Händen der Schläfe entlang fährt. Wenn ich nicht Zuhause bin, ruft sie beim "Löwen" an. Im schlimmsten Fall würde sie die Hemden nachzählen die im Schrank liegen. Und bevor sie den Brief gelesen hätte oder irgendwas anderes tat, würde sie sicher als erstes fragen, ob die Kinder schon im Bett seien. Sie sagte nie um diese Zeit wie es mir ginge oder as ich an diesem Tag getan hätte, das erste worum ie sich kümmerte waren immer die Kinder. Wir waren wahrscheinlich nur noch wirklich zusammen wegen den Kindern.
Die Zeit verlief ganz langsam. Ich war mir einfach wirklich nicht sicher ob ich ihr das hätte an tun können. Aber ich dachte nur noch an ein freieres Leben, ohne fixen Alltag, an dem ich immer zum Büro gehen müsste und immer Hildegard sehen müsste. Strand, Reisen, Palmen, exotische Früchte... alles Schöne aus Südamerika ging mir durch den Kopf. Ich betrachtete den Brief noch einige Male. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden was ich tun sollte, bis es dann halb zehn war und Hildegard zurück war. Ich versuchte dann sofort den Brief loszuwerden und packte ihn ein. Am nächsten Tag verbrannte ich ihn.
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